Als zweiten Konflikstil möchte ich Ihnen den “Kompromiss” vorstellen. Auch diese Möglichkeit zur Konfliktlösung hat eine positive und eine negative Seite.
Positiv: Durch Entgegenkommen wird nach einer vermittelnden Position gesucht, nach dem gemeinsamen Nenner. „Ein halbes Brot ist immer noch ein Brot.“ (Peter Drucker) oder: „Ein guter Kompromiss ist der, mit dem keiner zufrieden ist.“ (Aristide Briand)
Merkmale eines guten Kompromisses:
– er sucht nach einer vermittelnden Position und kommt damit der Gegenseite entgegen
– kann eine Verhandlung retten, weil er den Gesprächspartner davor bewahrt, die Nerven zu verlieren
– kann so zu einer schnellen Entscheidung beitragen
Machen Sie sich bewusst: Ein Gesprächsabbruch bedeutet mehr Mühe und Risiko, auf jeden Fall aber Zeitverlust. Der Kompromiss k a n n der Ergebnisoptimierung dienen.
Beispielhaft hierfür ist die Doppelte Staatsbürgerschaft, welche bis zum 23. Lebensjahr gilt und erst dann eine Entscheidung ansteht.
Negativ: Wenn der Kompromiss nur zum kleinsten gemeinsamen Nenner führt. Der faule Kompromiss führt zum Appeasement um des lieben Friedens willen. Es wird getan, was gerade so geht. Nicht das, was Notwendig ist.
Die SZ schrieb am 25.02.09 hierzu folgendes: „In der Gesundheitsreform wurde ein Grundmuster deutlich, das sich in vielen anderen Konflikten auch gezeigt hat, beim Streit um den Mindestlohn etwa: Wenn sich zwei gleichstarke Partner mit unterschiedlichen Konzepten gegenseitig in Schach halten, kommt am Ende eben nicht ein Mix aus den besten Elementen beider Ideen heraus, sondern ein vermurkster, fauler Kompromiss, mit dem keiner zufrieden ist.
Peter Hahne spricht in seinem Buch „Schluss mit lustig“ von einer „feigen Kompromissgesellschaft und den harmoniesüchtigen Samtpfoten des Zeitgeistes“. Mit dem (faulen) Kompromiss ist es daher so: Man befindet sich auf einem Floß – es schwimmt, aber man hat immer die Füße im Wasser.
Ziellose Kompromisse führen übrigens zu Kompliziertheit, zum Beispiel zu mehr Bürokratie.
Was war I h r letzter Kompromiss, der einer zu viel war?
Im nächsten Blog-Eintrag beschäftigen wir uns mit dem Konfliktstil “Durchsetzen”